Gaukler Compania Gioccolari

Kaufbeuren, Lagerleben.

Ein kleiner Bub sitzt auf den Schultern seines Papas. Mit großen Augen verfolgt er das Spektakel, das Männer in bunten Gewändern vor ihm veranstalten. In seinen Augen ein geheimnisvolles Funkeln, ein Aufblitzen, etwas Magisches liegt in der Luft. Überallhin werden von den Fackeln und aufzüngelnden Flammen Schatten geworfen. Da, wieder ein Feuerball, der die Nacht erhellt, die Luft wird warm, wie ein Drache spuckt der Mann in dem bunten Gewand das Feuer aus seinem Mund. Nur dahin hatte der kleine Junge gewollt. Den ganzen Abend zupfte er schon aufgeregt an den Ärmeln seines Papas, denn er wollte unbedingt die Gaukler sehen, damals noch die Spanische Vanille.

Der Junge wurde älter und aus der Spanischen Vanille die Compania Gioccolari, sein Wunsch änderte sich nicht. Jahr für Jahr stand er vor dem Lager der Gaukler, um bei ihrem Spektakulum, wie sie es nannten, zuzusehen. Wie gerne wäre er ein Teil dieser Gruppe gewesen, dieser Mädchen und Jungen, die dort vor ihm die Dunkelheit mit ihrem gefährlichen Feuerspektakel erhellten. Die Augen groß, das Funkeln geheimnisvoll.

Es vergingen einige Jahre… Ein kleines Kind sitzt auf den Schultern seines Papas und verfolgt gespannt mit großen Augen, einen jungen Mann in einem bunten Gewand. Er spuckt riesige Feuerbälle aus seinem Mund, wie ein Drache, die Luft wird warm. Für einen kurzen Moment kann man erkennen, wie ein geheimnisvolles Funkeln in den Augen des kleinen Kindes aufblitzt. Etwas Magisches liegt in der Luft. Der junge Mann in dem bunten Gewand ist der kleine Bub, der selbst viele Jahre zuvor auf den Schultern seines Papas saß und dem Spektakel der Gaukler zusah. Er ist jetzt selber einer von diesen Mädchen und Jungen in den bunten Gewändern geworden, ein Gaukler der Compania Gioccolari. Sein Wunsch, ein Teil dieser Gruppe zu werden, hat sich erfüllt. Jetzt spuckt er auch Feuer, jongliert mit Fackeln und vollführt mit den anderen das gefährliche Feuerspektakel.

Ein Teil der Componia Gioccolari zu sein, heißt nicht einfach nur dass man ein Gaukler ist. Es heißt, Freunde treffen, reden, diskutieren, singen, schlafen, lieben, ärgern, streiten, lieben, sich wohl fühlen, zusammen sein, kreativ sein, Lagerleben, Ehrenberg, Füssen, besonders sein, dabei sein, Spaß haben, jonglieren, swingen, Feuer spucken, Stühle stapeln, proben, Stress, hoffen, zittern, Aufregung, Compania Gioccolari rufen. Aus. Applaus.

Eine Gruppe, die ein zu Hause für jeden der Teil davon ist. Denn einmal dabei, lässt es einen nie mehr los, auch wenn jetzt die jungen Nachfolger („Die Kleinen") in ihren bunten Hosen ihr Spektakulum präsentieren, kann man sich sicher sein, immer wieder nach Hause zu kommen, zu Freunden, Familie, der Compania Gioccolari.

Nicht nur als kleines Kind auf den Schultern seines Papas kann man spüren welche Leidenschaft und Freude die Gaukler der Compania haben. Nicht nur sie spüren dieses Geheimnisvolle, das Magische in der Luft, erleben das Gewirr von Schatten, die von den fliegenden Fackeln, den Feuerbällen in der Luft, den kreisenden Pois umhergescheucht werden. Und da, große Augen, gespannt, der Mund offen, ein geheimnisvolles Funkeln, ein Leuchten.

Wir, die Compania Gioccolari wollen ein Leuchten sein, verzaubern, so wie es bei dem kleinen Jungen war. Damals.

Bei mir…

Tobi Ellinger

Stadtgeschichten 2
Die wirklich wahre Geschichte vom Kaufbeurer Engele
Stadtgeschichten 1
Maus und Mafu auf Reisen Teil 4
Wilder, wilder Wald - Schule der magischen Tiere 6+