Märchenstunde und Theaterkunde – Erlebnisse vom Theaterparcours

von Alexander Hefele

Was macht man eigentlich im Theater? Dass zur Arbeit in der Kulturwerkstatt viel mehr gehört, als nur zu Schauspielen, durften an zwei Vormittagen jeweils ca. 40 Zweitklässler aus nächster Nähe erfahren.

Dafür haben sich die Praktis Franzi und Hannah eine Geschichte ausgedacht, die zusammen inszeniert werden sollte:

Alles fängt damit an, dass Dornröschen nicht aufwacht, nachdem der Prinz sie geküsst hat. Der Prinz findet einen Brief, in dem steht, dass er mit dem Zauberspiegel in drei Märchen reisen muss, um Dornröschen aufzuwecken. Zuerst kommt der Prinz bei Schneewittchen an und beschützt sie davor, in den vergifteten Apfel zu beißen, welchen er gleich einsteckt. Nach einer weiteren Reise durch den Zauberspiegel trifft er Rotkäppchen und hilft ihr, vor dem Wolf in Sicherheit zu gelangen und sicher zu ihrer Großmutter zu kommen. Als Dank erhält er Rotkäppchens Kappe. Im letzten Märchen stößt der Reiseprinz schließlich auf den Prinzen aus Aschenputtel, der auf der Suche nach dem Mädchen ist, dem der Schuh passt. Zusammen finden sie Aschenputtel und unserer Reisende erhält als Anerkennung ihren Schuh. So reist der Prinz nun ein letztes Mal durch den Zauberspiegel und gelangt wieder zu Dornröschen. Als er mit den drei eingesammelten Gegenständen – Apfel, Kappe und Schuh – vor ihr Bett tritt, wacht Dornröschen auf und alle Märchengestalten feiern das Happy End.

In drei kleinen Gruppen inszenierten wir gleichzeitig die einzelnen Teile der Geschichte und fügten sie danach alle auf der Bühne zusammen. Außerdem gab es eine Techniker-Gruppe für Kinder, die lieber Musik aussuchen und Licht auf die Bühne zaubern wollten, statt selbst Theater zu spielen. In den Schauspieler-Gruppen ging es dann darum, sich mit dem jeweiligen Märchen auseinanderzusetzen, die Rollen zu verteilen, Kostüme und Schminke auszusuchen und dann die Szene zu proben. Dabei war uns wichtig, nur die grobe Richtung der Inszenierung vorzugeben und die Ideen der Kinder in den Vordergrund zu stellen. So schlugen die Schüler zum Beispiel vor, dass Rotkäppchen von Zauberbäumen und nicht von Kindern vor dem Wolf gewarnt wird, oder dass der Hexer in Schneewittchen auf der Bühne breakdancen könnte. Das haben wir dann natürlich auch alles eingebaut (bis auf den Vorschlag, auch auf einmal Piraten auftauchen zu lassen, das war selbst uns zu verrückt). Was uns auch sehr gefallen hat war, dass die Kinder keine Unterschiede zwischen Jungs- und Mädchenrollen machten und sich Mädchen für die Rolle des Prinzen und Jungs für die Rolle der Hexe meldeten.

An jedem der beiden Vormittage hatten nicht nur die Kinder sehr viel Spaß, wie man bei der abschließenden Aufführung vor ihren Lehrern sehen konnte, sondern auch wir Betreuer. Dadurch, dass wir kein striktes Textbuch vorgegeben hatten, sondern stark auf die Kreativität der Kinder setzten, wurde die ganze Inszenierung auch für uns nie langweilig. Dazu beigetragen hat auch, dass die Lehrer erst ganz zum Schluss zuschauen durften und so weder uns, noch den Kindern dazwischen reden konnten. Zudem haben wir die Kinder zufällig in die Gruppen aufgeteilt, sodass sie ganz unvoreingenommen sein konnten. Diese drei Punkte waren ganz entscheidend für den großen Erfolg der Aktion und sollten, falls es so einen Parcours in Zukunft noch einmal geben wird, auf jeden Fall wieder berücksichtigt werden.

Von allen Seiten gab es für die zwei Tage ein tolles Feedback. Die Lehrer waren genauso darüber überrascht, was ihre Schüler in drei Stunden alles auf die Beine stellen konnten wie über die Tatsache, dass die Kinder wirklich alles daran selbst gestaltet haben. Und die Zweitklässler freuten sich, mal raus aus ihrem Klassenzimmer zu kommen und Theater hautnah zu erleben. Ich bin mir sicher, dass einige jetzt Lust auf mehr Theater haben, vielleicht ja sogar hier in der Kulturwerkstatt. Nicht zuletzt möchte ich mich natürlich bei Franzi und Hannah bedanken, die so viel mehr für das Gelingen dieser zwei Tage beigetragen haben als wir und ohne deren Organisation uns allen – Kindern, Lehrern, Betreuern – diese buchstäblich märchenhafte Erfahrung entgangen wären.

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