Monolog-Präsentation der Mittelstufe

von Alexander Hefele

Vorsprechen haben eine lange Tradition in der Kulturwerkstatt. Um für eine bestimmte Rolle angenommen zu werden, muss immer erst ein Ausschnitt davon vor den Regisseuren vorgespielt werden, damit die sich ein Bild davon machen können, ob der Schauspieler in seiner Rolle später gut ins Stück passt. Diese Art der Bewerbung gibt es schon seit vielen Jahren in der KW.

Jetzt haben wir ein neues Ritual eingeführt, das eigentlich auch eine Art Vorsprechen ist, nur dass sich die Schauspieler der Mittelstufe nicht für ein konkretes Stück bewerben, sondern für den Übertritt in die Oberstufe. Im letzten halben Jahr haben 16 Jugendliche zusammen mit jeweils einem betreuenden Oberstufler etwa fünfminütige Monologe selbstständig erarbeitet und geprobt, die dann am 23.4. vor vielen Eltern, Mitgliedern und Freunden der Kulturwerkstatt präsentiert wurden.

Die meisten der Schauspieler hatten schon Erfahrung in der Kulturwerkstatt und waren z.B. bei Stücken wie „Tschick“ oder „Just in Case“ dabei. Trotzdem war die Monolog-Präsentation für viele nochmal etwas ganz neues, weil sie zum ersten Mal komplett alleine vor großem Publikum auf der Bühne standen. Dementsprechend aufgeregt waren auch die meisten von ihnen. Aber ein bisschen Lampenfieber hat noch niemandem geschadet und so bekamen wir 16 wundervoll gespielte Monologe

zu sehen.

Die ausgewählten Stücke reichten quer durch die ganze Theaterlandschaft. Natürlich waren viele Klassiker dabei: Schiller, Lessing, Büchner. Die üblichen Verdächtigen eben. Und nicht zu vergessen Shakespeare. Immer wieder Shakespeare. Von dem ließen sich gleich fünf Leute inspirieren. Zum Glück gab es aber auch nicht wenige moderne Texte, wie z.B. einen Auszug aus „Der Vorleser“ und einen Poetry Slam. Die Mischung hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen.

Und auch schauspielerisch hat mich jeder einzelne Monolog überzeugt! Man hat gemerkt, wie wichtig jedem an diesem Abend der Auftritt war und wie viel Energie in die Vorbereitung und Umsetzung geflossen ist. Besonders gefallen hat mir, dass viele der Jugendlichen selbstständig Texte zusammengeschrieben haben.

Zwischen den Monologen haben dann jedes Mal die Betreuer kurz etwas zu ihrer gemeinsamen Arbeit gesagt und den nächsten Auftritt angekündigt. Die lockere Art und Weise der Moderation war sehr angenehm und hat unterhaltsam durch den Abend geführt. Meiner Meinung nach ist diese Einführung aber vor allem bei den klassischen Texten immer zu knapp gewesen. Ich hätte mir gewünscht, dass für das Publikum noch zwei oder drei Sätze zu der gespielten Szene und dem Kontext gesagt wird, in dem diese sich befindet und nicht nur der Titel des Stücks und die dargebotene Rolle genannt wird. Ich hatte einfach viele der Stücke nicht so gut im Kopf, dass ich ohne weitere Informationen alles verstanden habe.

Der einzige andere Kritikpunkt den ich habe ist, dass man die Auftritte und Abgänge besser hätte gestalten können, d.h. dass die Schauspieler nicht noch während dem Applaus und solange das Licht noch an ist wieder nach vorne von der Bühne abgehen und sich zurück ins Publikum setzen. Verglichen mit der schauspielerischen Performance hat das etwas nachlässig gewirkt.

Was mir dagegen gut gefallen hat war die Vielfalt der Texte und die verschiedenen Herangehensweisen an die Figuren. Interessanterweise hat man einige Male genau gesehen, wer für eine bestimmte Person Regie geführt hat, einfach weil jeder Betreuer seinen eigenen schauspielerischen Charakter ganz natürlich mit in die Rolle eingebracht hat.

Eine gute Entscheidung war zudem, dass nur wenig Musik und Lichteffekte verwendet wurden. Schließlich sollte der Fokus ja das Schauspiel sein und so wurde man nicht abgelenkt und konnte sich gut auf das Wesentliche konzentrieren, also wie jemand alleine auf der Bühne spielt.

Nach 16 Monologen und eineinhalb Stunden ging für die meisten Zuschauer ein kurzweiliger Abend zu Ende. Für die neuen Oberstufler ging es dann aber noch weiter bei der anschließenden Taufe durch die „alten Hasen“ der KW. Mehr kann ich darüber aber nicht verraten...

Ich bedanke mich bei allen, die sich getraut haben alleine auf der Bühne zu stehen und bei allen, die gemeinsam mit ihren Schützlingen Texte ausgesucht, zusammengeschrieben und geprobt haben! Ich glaube, dass das Projekt für jede Seite eine Bereicherung war – sowohl für die Schauspieler, als auch für die Oberstufen-Regisseure und, nicht zu vergessen, für das Publikum.

Und vielleicht – hoffentlich – könnte dieses Ritual wie die Vorsprechen schon bald zu einer neuen Tradition in der Kulturwerkstatt werden.

 

 

 

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