Brief von Paula Müller an die KW

Meine lieben KWler,

Die Zeit in der Kulturwerkstatt war schon etwas ganz Besonderes! Egal ob bei aufregenden Premieren, nervenaufreibenden Proben, tiefgehenden Dialogen oder geheimen Witzeleien hinter der Bühne, der Spaß und die Phantasie kam dabei nie zu kurz

Ohne meinen theaterbegeisterten  Bruder Frans hätte ich all diese Erfahrungen wahrscheinlich gar nicht sammeln können, denn er war es, der mich mit seinem Enthusiasmus für die Schauspielerei überzeugte.  Also nahm ich 2004 die Herausforderung an und versuchte mich in meinem ersten Stück „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Die Folge war eine maßlose Begeisterung für das Theaterspielen.

Danach kamen Stücke wie „Hilfe die Herdmanns kommen“,  „Hänsel und Gretel“  - in dem ich sogar die Gretel spielen durfte -, „Vorstadtkrokodile“ und noch viele mehr. In all den Jahren entstand in  unserer Gruppe „Knallerbsen“ eine sehr familiäre Gemeinschaft, an die ich mich gerne zurückerinnere. Wenn ich nun so darüber nachdenke, fehlt mir diese „Familie“ von all den wunderbaren Dingen in der Kulturwerkstatt am meisten. Egal ob bei den gemeinsamen Feierlichkeiten nach meist gelungenen Premieren oder bei den teilweise mühsamen Intensivproben, wir hielten immer zusammen.  Natürlich gab es  in dieser Zeit auch Freunde, die unsere Gruppe verließen oder andere, die sie bereicherten. Auch ich pausierte eine Zeit lang.

Nach unserem letzten Stück „Tschick“, das wirklich ein Renner war, löste sich unsere Gruppe langsam auf. Manche traten begeistert in die Oberstufe über, andere wollten mal eine Pause von dem ganzen Theater. So ging es auch mir. Mich verschlug es nach dem Abitur nach Berlin, wo ich nun evangelische Theologie studiere.  Doch ich denke gerne zurück an diese aufregende Zeit. Erst jetzt wird mir klar, wie ich durch das Theaterspielen gewachsen bin. Die Bühne war ein Raum, in dem man sich fallen lassen konnte. Durch die verschiedenen Rollen, in die wir schlüpfen durften, hat sich auch unsere eigene Persönlichkeit weiterentwickelt. Man hat sich selbst voll und ganz wahrgenommen und das Leben in verschiedenen Perspektiven betrachtet.

Und das war noch längst nicht alles. Bevor wir ein Theaterstück auf die Bühne brachten, haben wir es - oder besser gesagt Thomas - von vorne nach hinten bis in das kleinste Detail analysiert. Ich glaube auch deswegen habe ich jetzt so einen Spaß an unserer Sprache und der Literatur, denn die Interpretationen und die Inszenierung auf der Bühne waren unglaublich faszinierend.

Natürlich gab es auch Momente, in denen ich vom Theater weniger begeistert war. Je älter ich wurde, desto schwieriger fiel es mir auf der Bühne aus mir herauszukommen. Ich dachte zu viel nach und hatte oft Probleme meine Aufregung in den Griff zu kriegen. Aber auch bei diesen Dingen half mir die Gemeinschaft auf der Bühne.

Summa summarum war das Ganze eine Lehre fürs Leben und eine Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere.

Danke für Alles! Vor Allem dir Thomas!

Eure Paula

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