„Mach was HAIR!“ der MusikTheaterWerkstatt

Musikschule und Kulturwerkstatt gründen ein Jugend-Musiktheater für Kaufbeuren

Der mehrstimmige Gesang der Jugendlichen klingt verdächtig sonor, ausgebildet und trainiert. Die Choreographie steckt in den Körpern, bildet eine Einheit mit dem Gesang.

Der Bandsound ist verdächtig perfekt. So muss sich „Aquarius“ anhören, und „I believe in love“, „Hare Krishna“ und „Let the sunshine in“. Das klingt! So hat das schon vor 40 Jahren geklungen. Also: Gut gemacht, MusikTheaterWerkstatt! Verdächtig gut, sehr verdächtig gut!

Da hat doch jemand rumgetrickst, soviel ist klar: Erstens können Jugendliche heute nicht mehr singen, jedenfalls nicht so. Tanzen können die zweitens auch nicht, wo hätten die das lernen sollen? Und drittens: Woher haben die vier Bandmusiker ihre Fähigkeiten beim Notenlesen, ihre instrumentales Können und den richtigen Sound? Aus der Schule?

Auch in Kaufbeuren fallen keine Talente vom Himmel direkt auf die Bretter der renovierten Schaubühne, um mit „Mach was HAIR!“ stehende Ovationen des heimischen Kulturpublikums einzusammeln. Die Jugendlichen haben hierfür Lehrer, denen sie vertrauen und einen geschützten Raum, in dem sie sich ausprobieren, ihre Ideen und individuellen Fähigkeiten entwickeln können. In diesem Raum arbeitet der Jazzprofi Tini Schmauch als Coach für die Bandmusiker, die Theaterprofis Simone Klinger und Thomas Garmatsch leiten die Choreographie der Tänzer an und Gabi Hahn als Gesangsprofi entwickelt die Songs mit den Sängern. Seit zwei Jahren heißt dieser geschützte Raum „MusikTheaterWerkstatt“, eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Kulturwerkstatt des Stadtjugendrings mit der Sing – und Musikschule.

Schüler der Gesangsklasse Gabi Hahn, an der Musikschule seit Jahren in Singklassen, Chören und im Gesangsunterricht gesanglich ausgebildet, werden in der „MusikTheaterWerkstatt“ mit ihrem Körper als Instrument des Ausdrucks vertraut gemacht. Instrumentalschüler der Musikschule bilden den Kern der Band, andere interessierte Jugendliche finden den Anschluss an das Musiktheater und lernen hier die mitunter strengen Regeln künstlerischer Bühnenarbeit. Sie lernen Gesang und Bewegung als eine Einheit aufzufassen. Sie lernen, eine gemeinsame Vision für ein Projekt zu finden und an dieser Vision und an sich selbst solange hart zu arbeiten, bis sie zufrieden sein können mit sich und dem Ergebnis. Das eine entwickelt sich hier aus dem anderen und führt zu dem, was in jedem Musiktheater den Erfolg beim Publikum garantiert: Die Illusion der Leichtigkeit, die sich gerade bei jugendlichen Darstellern mit der Natürlichkeit ihres Ausdrucks verbindet.

Die Verbindung von Musik mit Theater erfordert in der Pädagogik das enge Zusammenwirken von Musikschule und Theaterschule. Beides hat in Kaufbeuren mit der Kulturwerkstatt und der Musikschule starke Traditionen und Institutionen. Mit dem Ziel einer ganzheitlichen Ausbildung jugendlicher Persönlichkeiten wurde deshalb die MusikTheaterWerkstatt gegründet. Theaterpädagogik und Musikpädagogik finden hier ihre Ideale Ergänzung. Das Projekt finanziert sich durch Personalstunden beider Einrichtungen, durch Teilnehmerbeiträge, Eintritte und einem bescheidenen Etat der Musikschule für Notenmaterial und Zubehör. „Mach was Hair!“ ist die erste Etappe zu einem Jugend-Musiktheater für Kaufbeuren, dessen Ziel nicht nur exzellente Aufführungen sind, sondern nicht zuletzt eine exzellente Jugendbildung.

(Martin Klein, Leiter der Sing- und Musikschule Kaufbeuren)