Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz
ab 14 Jahren
1951 geschrieben, ist "Der Überläufer" sein zweiter Roman.
Er zeigt nicht nur das Elend, das der Krieg auslöst, sondern Lenz verarbeitet auch eigene Erlebnisse.
Der junge Soldat Walter Proska aus dem masurischen Lyck wird im letzten Kriegssommer einer kleinen Einheit zugeteilt. Auf der Fahrt zur Truppe lernt er Wanda kennen, die aber während einer Kontrolle wieder verschwindet, er wird sie jedoch unverhofft wieder treffen. Bei seiner Einheit angekommen, besteht die Aufgabe der Soldaten darin, eine Zuglinie zu sichern, wofür sie sich in einer Waldfestung, die aber mehr eine Baracke gleicht, verschanzt haben. Sengende Hitze, Mückenschwärme und die andauernden Angriffe von Partisanen zermürben die Soldaten, zumal sie sogar von den eigenen Truppen vergessen wurden. Die Befehle des kommandierenden Unteroffiziers werden zunehmend menschenverachtend und sinnlos.
Die Soldaten ziehen sich in sich selbst zurück, einer führt einen aussichtslosen Kampf gegen einen riesigen Hecht, andere verlieren sich in Todessehnsucht und Wahnsinn.
Der junge Walter Proska empfindet diesen Krieg immer mehr als sinnlos, Wer ist eigentlich der wahre Feind? Er trifft eine folgenschwere Entscheidung …
Ein packender Roman, der atmosphärisch dicht und trotz allen Elends skurrile und schräge Charaktere beschreibt.
Lenz hinterfragt hier den Gehorsam, das Pflichtbewusstsein gegenüber dem eigenen Gewissen, der eigenen Moral.
Merkwürdig bleibt, dass der Roman 1951 geschrieben und vom Autor überarbeitet erst 2016 veröffentlicht wurde.