10. April - Tag der Geschwister

<br/>Zum Tag der Geschwister lenkt die Lebenshilfe Ostallgäu den Blick auf besondere Geschwisterbeziehungen. So übernehmen Geschwister ohne Behinderung häufig die Verantwortung für ihren Bruder oder ihre Schwester mit einer Behinderung, wenn die Eltern dazu nicht mehr in der Lage. Auch Andrea Bareth aus Günzach ist mittlerweile die gesetzliche Betreuerin ihres Bruders Helmut Bareth, der in Kaufbeuren lebt.

Zum Tag der Geschwister lenkt die Lebenshilfe Ostallgäu den Blick auf besondere Geschwisterbeziehungen. So übernehmen Geschwister ohne Behinderung häufig die Verantwortung für ihren Bruder oder ihre Schwester mit einer Behinderung, wenn die Eltern dazu nicht mehr in der Lage. Auch Andrea Bareth aus Günzach ist mittlerweile die gesetzliche Betreuerin ihres Bruders Helmut Bareth, der in Kaufbeuren lebt.

 

Lebenshilfe schafft Aufmerksamkeit für besondere Geschwisterbeziehungen

Die meisten Kinder in Deutschland wachsen mit einem Bruder oder mit einer Schwester auf. Sie können nerven, man kann sich richtig mit ihnen zoffen, meistens hat man sie aber doch richtig lieb: die eigenen Geschwister. Jedes Jahr am 10. April wird der Welttag der Geschwister gefeiert.

Die Lebenshilfe Ostallgäu macht zu diesem Tag auf besondere Geschwisterbeziehungen aufmerksam. Denn wenn Kinder einen Bruder oder eine Schwester mit einer Behinderung haben, prägt das oft ihr ganzes Leben. In der Familie steht die Tochter oder der Sohn mit Behinderung meist im Vordergrund, die Geschwister ohne Behinderung müssen häufig zurückstecken. Und schaffen es Eltern im hohen Alter nicht mehr, sich um die Belange ihrer mittlerweile erwachsenen Kinder mit Behinderung zu kümmern, übernehmen in der Regel die Geschwister diese Verantwortung.

„Irgendwie war es von Anfang an klar, dass ich die gesetzliche Betreuung für meinen Bruder Helmut übernehme, falls unsere Eltern dazu nicht mehr in der Lage wären,“ sieht Andrea Bareth aus Günzach rückblickend ihre damalige Situation. Ihr Bruder Helmut wurde vor über vierzig Jahren mit einer Entwicklungsverzögerung geboren. „Ich denke, als Schwester oder Bruder hat man eine größere Distanz als die Eltern. Denn das Kind bleibt doch immer das Kind, vor allem bei Menschen mit Behinderung.“ Die Begründung dafür liege laut Bareth darin, dass Menschen mit Behinderung die Abnabelung von den eigenen Eltern nur schwer vollziehen können oder wollen.

Der Bundesverband der Lebenshilfe hat zur Unterstützung von erwachsenen Geschwistern vor fünf Jahren das „GeschwisterNetz“ gegründet. Geschwister können hier Kontakte knüpfen – in einem geschützten Raum und unabhängig vom Wohnort. Damit hat die Bundesvereinigung Lebenshilfe eine Lücke schließen können, denn die erwachsenen Geschwister von Menschen mit Behinderung waren lange Zeit nicht im Blick. Für sie gab es nur wenige Angebote. Die Lebenshilfe schätzt die Zahl der erwachsenen Geschwister auf etwa 550.000 deutschlandweit.

Für Familie Bareth war der Umzug von Helmut ins Wohnheim der Lebenshilfe ein großer Schritt. Andrea Bareth hatte damals schon die Betreuung inne: „Es ging deutlich in ein selbstbestimmteres Leben, wir konnten tolle Fortschritte der Selbstständigkeit beobachten.“ Helmut Bareth fühlt sich wohl in der zentralen Wohnanlage in der Ganghoferstraße in Kaufbeuren. „Früher war mir daheim oft langweilig, hier kann ich viel mehr machen. Ich gehe in den Park, zum Einkaufen, sonntags allein in die Kirche oder einmal mit Unterstützung zum Schwimmen – wenn kein Corona ist.“

Seine Schwester Andrea Bareth ist seit über vier Jahren im Vorstand der Lebenshilfe Ostallgäu tätig, mittlerweile als 2. Vorsitzende. Ihre Motivation dazu ist vielschichtig. Der Bundesverband, aber auch die Lebenshilfe Ostallgäu habe in den letzten Jahrzehnten so viele wichtige Hilfen für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige auf den Weg gebracht. Und der Gedanke, dass - ursprünglich als eine reine Elterninitiative gegründet - inzwischen ein so vielfältiges Angebot und eine große, starke Gemeinschaft entstanden ist, begeistert die 51-Jährige noch immer. „Gerade in der Pandemie gelingt es dem Team der Lebenshilfe im Austausch mit Eltern und Angehörigen, kreative und gute Alltagslösungen zu finden. Die Menschen, die in den Einrichtungen betreut und begleitet werden, kommen so bestmöglich geschützt durch diese Zeit.“ Und so unterstützt Andrea Bareth die Lebenshilfe Ostallgäu weiter ehrenamtlich, auch im Sinne ihrer mittlerweile verstorbenen Eltern.

 

Insgesamt sind über 121.000 Menschen in Deutschland Mitglied einer Lebenshilfe. Die Lebenshilfe Ostallgäu e.V. ist eine von 493 Orts- und Kreisvereinigungen der Bundesvereinigung Lebenshilfe und zählt derzeit rund 750 Mitglieder. Ursprünglich als reine Elternorganisation in den 1950ger Jahren gegründet, werden mittlerweile in der Region Ostallgäu/Kaufbeuren in über dreißig Einrichtungen und Diensten Menschen mit Behinderung und deren Familien durch alle Lebensphasen begleitet. Der Verein wird durch eine ehrenamtliche Vorstandschaft geführt. Das Besondere daran: seit 2019 sind drei der sieben Mitglieder Geschwister von Menschen mit Behinderung.
Mehr zur Lebenshilfe Ostallgäu finden Sie online unter www.lebenshilfe-oal.de und zum Geschwisternetzwerk der Bundesvereinigung Lebenshilfe unter www.geschwisternetz.de.

Bilder: Lebenshilfe Ostallgäu/Stefanie Giesder

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